Thementag – Festivals
Zoom-Meeting 06. 05. 2021 – 19.30 Uhr
Der Abend am 06. Mai 2021 war nicht für die große Gruppe aller Mitglieder, sondern für die Künstlerkollektive beider Landesverbände vorgesehen, denn es ging vor allem um Organisation und Verwirklichung von Theaterfestivals. Dazu lud eine kleine Delegation des Netzwerks Freie Szene Saar ihre zwei Gäste aus M-V in das beliebte Musik-Kultur-Kneipenrestaurant „Terminus“ ein.
(Diese berufliche Zusammenkunft war beim Gesundheitamt angemeldet und natürlich waren alle Beteiligten negativ auf Covid-19 getestet.)
Der Inhaber Geoffroy Muller verwöhnte die Anwesenden mit vier selbstgekochten französischen Gerichten. Wer nur per Zoom zugeschaltet sein konnte, erahnte den Genuss und hofft auf die Rezepte.
Trotz der kulinarischen Verführungen wurde das Thema detailliert diskutiert:
Das Netzwerk Freie Szene Saar ist zur Zeit dabei, ein erstes Festival zu organisieren. Es wurde wegen der Corona-Pandemie verschoben und soll nun im Juni/Juli 2021 in der Völklinger Hütte stattfinden.
Man hatte sich darauf geeinigt, dass alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler die gleiche Gagenpauschale bekommen, unabhängig von Aufwand und Qualität der Performance.
Als ein weiteres Projekt ist im Saarland eine Spielreihe für den Sommer geplant. An verschiedenen Orten der Stadt, z. B. in Museen, sollen mehrmals am Tag kurze Aktionen oder Ausschnitte aus Inszenierungen gezeigt werden.
Der LAFT-MV hat bereits langjährige Erfahrungen mit Festivals und Spielreihen. Dörte Kiehn, die nebenher momentan die Geschäftsstelle ausfüllt, gab einen Überblick über die Vorgehensweise, welche in einem Flächenland eventuell andere Prämissen erfordert, als in einer zentralen Stadt mit nahem Umfeld. Mitglieder aus dem Künstlerkollektiv LAFT-MV ergänzten ihre Ausführungen.
Zuerst hat sich in M-V das jährliche SpielLust-Festival etabliert. Seit 25 Jahren findet es statt, der erste Aussetzer 2021 ist pandemiebedingt. Das Konzept richtet sich vornehmlich an Kinder und beinhaltet einzelne Vorstellungen für Erwachsene. Auf diese Weise vereint es ein attraktives Programm für das Publikum mit einer internen Werkschau, die ermöglicht, gegenseitige Vorstellungen zu besuchen und sich auszutauschen. SpielLust fand zunächst in wechselnden Städten statt, ist aber inzwischen zum Bestandteil der BÜHNE 602 in Rostock geworden, weil dort das einzige feste Theaterhaus in den Reihen des LAFT-MV existiert.
Weitere Festivals entstanden in verschiedenen Städten und Landstrichen, meist durch Initiative einer ansässigen Mitgliedsbühne in Kooperation mit regionalen Verwaltungen oder Organisationen. Kosten wie Miete, Technik, Ticketverkauf, Gagenanteile … werden bei diesen Festivals je nach Struktur und Kooperationsgegenüber unterschiedlich geregelt.
Bei allen übernimmt eine künstlerische Leitung vor Ort die Kuration.
Die Gagen werden per Vorstellung berechnet mit leichter Anpassung für Solo- oder Duospieler:innen. Außerdem wird ein Fahrtkostenanteil übernommen, was in einem Flächenland nicht unerheblich ist.
Mitglieder ohne Vorstellung bekommen zumeist ebenso Übernachtung und zum Teil Verpflegung gestellt, denn das Treffen untereinander ist ein wichtiger Bestandteil aller Aktionen des LAFT-MV.
Im Laufe der Diskussion stellte sich heraus, dass die vorherrschende Zielgruppe der Theaterschaffenden in den beiden Landesverbänden sehr unterschiedlich ist. In M-V werden vorwiegend Kigas, Kitas und Schulen dezentral angesprochen, während das Netzwerk Freie Szene Saar sich zum großen Teil an ein erwachsenes Publikum richtet.
Insofern lassen sich nicht alle erfolgreichen Konzepte in beide Richtungen eins zu eins übertragen, sie können aber Hinweise und Denkanstöße bieten, die entsprechend übersetzt werden müssten.
Ursprünglich thematisch nicht vorgesehen, aber offenbar von Interesse für das saarländische Künstlerkollektiv erwiesen sich die Gemeinschaftsinszenierungen des LAFT-MV. Im Gegensatz zu vielen Kinderstücken der einzelnen Bühnen, sind diese für Erwachsene konzipiert.
SAGENHAFT entstand aus einem Workshop. Die Teilnehmer bekamen die Aufgabe, je eine Sage aus M-V als 10-Minuten-Performance zu inszenieren. In einem weiteren Workshop unter Regie von Professor Hans-Jochen Menzel wurden die einzelnen Bestandteile geschliffen, inhaltlich in einen flexiblen Rahmen gefasst und von Siegfried Weber musikalisch verbunden.
SAGENHAFT kann sich sowohl an unterschiedliche Besetzungen sowie an verschiedene Spielorte anpassen. Die flexible Bühne von Stephan Rätsch ist in wenigen Minuten auf- und abgebaut. Außerdem können die einzelnen Sagen separat gespielt werden.
Alle Beteiligten ließen sich zunächst unabhängig von Bezahlung auf das Abenteuer ein. Inzwischen gab es geringe Aufwandsentschädigungen für die Proben, außerdem werden drei Aufführungen im Jahr gefördert.
Die eigentliche Triebfeder war der Wunsch, gemeinsam kreativ zu sein. Dadurch sind die beteiligten Mitglieder mit all ihren Eigenheiten und Fähigkeiten auch privat zusammengewachsen.
Das zweite Gemeinschaftsprojekt des LAFT-MV „MeerLiebe“ unter Regie von Marcus Staiger ist komplexer und hatte einen schwierigeren Start. Die Beschränkungen der Coronavirus-Pandemie verhinderte gemeinsame Proben. Die Szenerie, ebenfalls von Stephan Rätsch, ist zwar transportabel aber schwer und groß; kleinere Spielorte fallen damit von vornherein aus. Vor allem aber sieht die Inszenierung eine fortlaufende Handlung vor, so dass einzelne Szenen nicht so einfach ausgetauscht werden können.
Das Thema „Spielreihen“ wurde aus Zeitmangel nur kurz gestreift. Eventuell könnte z.B. das Veranstaltungs-Konzept im mecklenburgischen „Pahlhuus – Biosphäre Schaalsee“ auf entsprechende Institutionen im Saarland übertragbar sein. Weiterer Austausch ist beiderseitig erwünscht.


